Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder,
mit diesem Weihnachtsfest darf ich mit Euch zusammen auf mein erstes Jahr als neuer katholischer
Bundespräses zurückschauen. Begonnen hat das Jahr mit dem schmerzvollen Abschied von Martin
Tillmann, unserem verstorbenen Bundesoberst. Tatsächlich hätte ich mir eine schönere Gelegenheit
zur ersten Begegnung mit vielen von Euch gewünscht. Aber so ist es im Leben – Freude und Leid
gehören untrennbar zusammen. So folgten auf den Schmerz des Abschieds auch die schönen
Momente, in denen wir uns als große Schützenfamilie erleben durften: die Bundesversammlung mit
Wahl des neuen Bundesoberst in Anröchte, die Wallfahrt nach Werl, die vielen Schützenfeste in
unseren Orten und Vereinen, das Europaschützenfest in Mondsee und für den Vorstand der
Jahresabschluss mit Ökumenischem Gottesdienst in Herdringen.
Überall konnte ich Menschen begegnen, die sich neben einer herausfordernden beruflichen Tätigkeit
und zum großen Teil auch neben dem Familienleben für unsere Gemeinschaft als Schützen und für
unsere Lebensorte einsetzen. Dieses ehrenamtliche Engagement ist gar nicht hoch genug
einzuschätzen, gerade in einer Zeit, in der viele sich nur noch an den Rand stellen, ohne gleichzeitig
an Kritik und ätzender Teilnahmslosigkeit zu sparen.
In einem Adventskalender habe ich von der amerikanischen Anthropologin Margaret Mead gelesen, die
einmal gefragt wurde, was ihrer Meinung nach das erste Anzeichen menschlicher Zivilisation war, das
man gefunden hat. Ihre Antwort verblüffte: nach Margaret Mead waren es nicht eine Schüssel, eine
Waffe oder ein Werkzeug, die den Menschen zum Menschen machten, sondern ein verheilter
menschlicher Oberschenkelknochen. – Wildtiere, die einen Knochenbruch erleiden, sind zum Sterben
verurteilt. Sie können nicht mehr vor Feinden fliehen oder sich Nahrung besorgen. Die Autorin des
Textes schreibt: „Der Knochenfund spricht dafür, dass jemand da gewesen war, um sich dieser Person
anzunehmen. Jemand, der ihr zu essen und zu trinken brachte, der bei ihr blieb und ihr somit die
Möglichkeit gab, in Ruhe gesund zu werden. Die ersten Anzeichen unserer Zivilisation seien demnach
keine Waffen oder sonstige Erfindungen, sondern unsere Fähigkeit, uns nicht mehr nur um uns selbst,
sondern auch um andere zu sorgen.“
Das ist es, was wir an Weihnachten feiern: Gott kommt in diese Welt und wird Mensch, um sich um uns
Menschen zu sorgen. Von den Hirten an der Krippe bis zum Verbrecher am Kreuz ist sein ganzes
Leben eine Sorge um andere. Als Christen sind wir dazu berufen, diese Sorge um andere auch in
unserem Leben umzusetzen und dadurch eine menschlichere Welt zu erschaffen.
Indem Ihr Euch um die Menschen in Euren Heimatorten, Bruderschaften und Vereinen sorgt, tragt Ihr
ein Stück zu dieser menschlicheren Welt bei. Dafür kann der Dank gar nicht groß genug sein. So blicke
ich bei allen Sorgen, die uns ins neue Jahr begleiten, doch auch hoffnungsvoll auf 2025. Ich freue mich
auf viele Begegnungen, besonders beim Bundesschützenfest in Bösperde.
Mit unserem evangelischen Bundespräses Johannes Boehnke und unserem Ehrenbundespräses
Richard Steilmann wünsche ich euch von Herzen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues
Jahr 2025.
Norbert Scheckel, Pastor in Geseke und Erwitte, kath. Bundespräses